Die Culture Map
Ein einfaches Werkzeug zur Visualisierung der Kultur eines Unternehmens
Vor einiger Zeit wurde ich beruflich mit der Herausforderung konfrontiert, eine Innovationskultur im Unternehmen zu etablieren. Jedes Unternehmen schreibt auf seine Website, innovativ zu sein. Das Wort “Innovation” ist so ausgeschlachtet, dass ich mich Folgendes fragte:
- Was macht eine innovative Kultur aus?
- Durch was macht es sich bemerkbar, wirklich eine innovative Kultur im Unternehmen zu haben?
- Wie kann man eine Kultur so darstellen, dass sie für alle sichtbar und leicht verständlich wird?
Genau zum richtigen Zeitpunkt bin ich im neuen Buch von Alexander Osterwalder “The Invincible Company” auf die Culture Map gestossen. Alexander Osterwalder und sein Team unterstreichen darin, dass erfolgreiche Unternehmen es schaffen, eine entdeckerische Kultur (explore) zu etablieren und zu leben. Die meisten Unternehmen würden sich zu sehr auf den ausbauenden Teil (exploit) ihrer Leistung konzentrieren, was sich auch im Verhalten der Mitarbeiter bemerkbar macht. Durch meine eigenen persönlichen Erfahrungen im Berufsalltag fand ich diesen Ansatz sehr zutreffend, weshalb ich mich dazu entschlossen habe, die Gelegenheit zu nutzen und das Werkzeug erstmals aktiv zu benutzen.
Im Folgenden möchte ich gerne genauer vorstellen, wie man die Culture Map einsetzt und welche praktischen Erfahrungen ich mit dem Werkzeug im Alltag gemacht habe.
Die Culture Map von Strategyzer
Zuerst stelle ich den Aufbau der Culture Map kurz vor. Anschliessend werde ich erklären, wie man sie nutzt und welche Dinge es dabei zu beachten gibt. Gerade wenn man neue methodische Werkzeuge einsetzt, die bei den meisten noch unbekannt sind, lohnt sich eine detaillierte Erklärung. Zuletzt berichte ich von den konkreten Ergebnissen und was die Culture Map bei mir und meinen Kollegen bewirkt hat.
Aufbau der Culture Map
Vorab möchte ich erwähnen, dass ich ein grosser Fan der Arbeit von Alexander Osterwalder und dem gesamten Strategyzer Team bin. Daher kann ich ihren Blog nur empfehlen. Sie schaffen es immer wieder, komplexe Zusammenhänge in Unternehmen auf sehr einfache Art und Weise darzustellen, so dass sie besonders leicht zu verstehen sind. Genauso haben sie es geschafft, mit der Culture Map ein Werkzeug zu kreieren, dass die ansonsten oft “unsichtbare” Kultur eines Unternehmens anschaulich zeigt.
Der Aufbau der Culture Map ist in drei Bereiche unterteilt (von unten nach oben):
- Enabler / Blocker: Hier werden Punkte aufgeführt, die bestimmtes Verhalten auslösen bzw fördern und/oder blockieren. Empfehlenswert ist an dieser Stelle eine grobe Gliederung der Themen in folgende Bereiche vorzunehmen: 1.) Leadership support; 2.) Organizational Design und 3.) Innovation Practice.
- Behaviors: Im mittleren Teil werden wirklich sehr praxisnahe Verhaltensweisen aufgeführt.
- Outcomes: Die Outcomes zeigen das konkrete Ergebnis, welches sich im Alltag bemerkbar macht.
Nutzung der Culture Map
An dieser Stelle möchte ich genauer auf die Nutzung der Culture Map eingehen und ein paar Tipps geben, wie die Culture Map in Teams z.B. im Rahmen von Workshops eingesetzt werden kann:
- Druckt die Culture Map Vorlage gross (am besten A0) aus.
- Erklärt jeden der Bereiche genau und stellt sicher, dass jeder das Modell verstanden hat.
- Verteilt Sticky Notes und beginnt im mittleren Bereich. Erfahrungsgemäss fallen den Teilnehmern im Rahmen des Brainstorming immer zuerst konkrete Verhaltensweisen ein. Es sollen gute und negative Verhaltensweisen aufgelistet werden (optimalerweise mit verschiedenen Farben).
- Vermeidet im Rahmen des Brainstorming zu lange Diskussionen. Jeder sollte die Möglichkeit bekommen, seine Erfahrungen ohne Beeinflussung notieren zu können.
- Nachdem ihr Verhaltensweisen aufgelistet habt, wendet euch dem unteren Bereich, der Enabler und Blocker, zu. Auch hier sollten zunächst wild alle Gedanken auf Sticky Notes festgehalten werden. Anschliessend clustert ihr die Notes in die drei Bereiche (1.) Leadership support; 2.) Organizational Design und 3.) Innovation Practice). Dabei ist es nicht wichtig, genaue Trennungen vorzunehmen — das ist auch gar nicht möglich und nötig. Es hilft aber, im Anschluss Aussagen treffen zu können, in welchem Bereich man Verbesserungen vornehmen sollte.
- Zuletzt wendet ihr euch dem oberen Bereich zu — den Outcomes. Notiert euch eure Überlegungen was ihr erhaltet (oder nicht erhaltet), wenn gewisse Verhaltensweisen aktiv im Unternehmen auftreten.
Die Methode wird am besten eingesetzt, wenn man Veränderungsprozesse im Unternehmen startet. Viel zu oft ist dabei der Fokus auf den reinen Prozessen, aber man vergisst dabei die gelebte Kultur. Dabei sind besonders die unsichtbaren Prozesse im Hintergrund ganz entscheidend für den Unternehmenserfolg.
Ergebnisse der Culture Map und Fazit
Warum sollte die Culture Map verwendet werden? Was sind die Ergebnisse der Culture Map?
Unternehmen denken sehr häufig in rein monetären Prozessen. Dabei werden die Mitarbeiter vergessen. Die Kultur wird vom Chef bestimmt und jeder Mitarbeiter hat sich dem zu fügen. Das wird in Zukunft nicht mehr funktionieren! Innovative und disruptive Unternehmen brauchen eine Kultur, die genau diese Faktoren aktiv fördert. Hierzu braucht es ein gemeinsames und einheitliches Verständnis.
Eine Kultur ist nicht gegeben — sie kann aktiv gestaltet und gefördert werden.
Hierzu eignet sich die Culture Map hervorragend, denn sie macht unsichtbare Prozesse sichtbar. Vorgesetzte und Teammitglieder bekommen ein Gespür dafür, was gut und was nicht gut läuft. Erst wenn das Verhalten untereinander für jeden stimmt, entwickelt sich eine gelebte Kultur und man hat die Basis für die weiteren Veränderungen und Anpassungen geschaffen.